Die Wallburg Loermund in der Eisenzeit
Der Loermund wird heute überwiegend forstwirtschaftlich genutzt. Auf seinem westlichen Sporn steht die Kreuzbergkapelle. Im Mittelalter jedoch existierte hier eine Burg mit mehreren Gebäuden und in der Eisenzeit eine weitaus ältere sowie größere Befestigung.
In der Eisenzeit, ungefähr von 800 v. Chr. bis zur Zeitenwende, wurden zahlreiche Befestigungen auf Bergen des Mittelgebirgsraumes angelegt. Wer diese Erbauer waren oder wie sie sich nannten, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, denn die Erbauer kannten die Schrift nicht und haben daher keine Texte über sich hinterlassen. Durch archäologische Untersuchungen konnten aber bereits viele Erkenntnisse zum eisenzeitlichen Loermund gewonnen werden. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts fanden erste archäologische Ausgrabungen des SGV (unter A. Hartmann, Rüthen) statt, Erkundungen und Vermessungen von Archäologen schärften weiter das Bild. Im Jahr 2019 begingen die Heimatforscher Markus Bartsch und Wolfgang Poguntke die Wallburg im Auftrag der LWL-Archäologie für Westfalen mit Metalldetektoren. Schließlich helfen auch archäologische Untersuchungen an anderen eisenzeitlichen Wallburgen, die Anlage auf dem Loermund zu verstehen.
Die eisenzeitlichen Erbauer wählten den Loermund als Standort ihrer Befestigung aus, weil er eine gute strategische Position hat, denn er liegt am Übergang zwischen dem rauen Mittelgebirge und dem landwirtschaftlich attraktiven Haarstrang. Eine heute nur noch als Waldweg (Warsteiner-Weg) genutzte Route führte vom Möhnetal kommend am Berg vorbei, führte über die langgestreckten Höhenrücken des Mittelgebirges und endete im Warsteiner Becken.
Die eisenzeitliche Befestigung ist heute eine Ruine und besteht aus zahlreichen Wällen. Die Ausgrabungen erbrachten, dass ehemals die Befestigungen eine Konstruktion aus Holz und Erde waren, die den Berg in einem Oval komplett umgaben. Sie können ähnlich ausgesehen haben wie diejenigen auf der Wallburg „In den Gleiern“ bei Balve. Hier wurde die Front der Befestigung mit Holz verschalt und dahinter Erde angeschüttet. Damit das Bauwerk stabiler war, wurden Hölzer auch in die Anschüttung eingerichtet und mit einem Trockenmauerwerk die Front geschützt. Offenbar brannte die Befestigung ab, denn die Ausgrabungen erbrachten Holzkohlen in den Wällen. Danach wurde ein zweiter Befestigungsring in der Eisenzeit erbaut, der aber eine kleinere Fläche als die ältere Phase einnahm.
Neben handgemachter Keramik aus dem Umfeld der heutigen Kapelle liegen einige aussagekräftige Metallfunde aus der Eisenzeit vor. Die zwei bedeutendsten sind Fragmente zweier Schmuckstücke, die ehemals von Frauen getragen wurden.
Zum einen handelt es sich um einen Bronzearmring mit Buckelverzierung (Hohlbuckelarmring) und zum anderen um einen verzierten Halsring (Scheibenhalsring).
Der Hohlbuckelarmring datiert in das 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde von einem Kunstschmied sehr aufwändig hergestellt, indem die Bronzebuckel auf einem Eisenblechring aufgegossen wurden. Dies ist eine spezielle Fertigungsweise bei Armringen, die eher typisch für das Gebiet Mittelhessens bis zum Siegerland ist.
Der Scheibenhalsring ist stärker fragmentiert und datiert in den Zeitraum vom 3.-1. Jahrhundert v. Chr. Die Schmuckeinlage der Scheibe fehlt, sie könnte aus Koralle, Glas oder Bernstein gewesen sein. Das Besondere an dem Ringbruchstück ist, dass Vergleichsstücke nur aus dem Süddeutschen und Schweizer Raum bekannt sind und dass diese aus Gräbern gesellschaftlicher höher gestellter Frauen stammen.
Aber auch Gegenstände der „normalen“ eisenzeitlichen Bevölkerung fanden sich am Loermund. Dazu zählen eine Tüllenhacke sowie ein Tüllenbeil, deren Schäftungen allerdings nicht mehr erhalten sind. Während die Tüllenhacke wichtiges Werkzeug zum Jäten oder dem Auflockern des Bodens war, ist das Tüllenbeil der eisenzeitliche Vorgänger unserer Axt.
Rekonstruktionsversuch einer Befestigungsphase der Wallburg „In den Gleiern“ bei Balve. Ähnlich können wir uns die Befestigung auf dem Loermund in der Eisenzeit vorstellen
(Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/A. Müller).
Übersichtskarte des Loermundes auf Grundlage des Digitalen Geländemodells. Hierbei ist das Relief in Grau dargestellt und die Vegetation weggerechnet. Man erkennt den Kreuzweg (weiß gestrichelt), die Kapelle (grün), die Ausgrabungsflächen Anfang des 20. Jahrhunderts (rot, 1-6) (A. Hartmann 1903/06) sowie die verschiedenen Wallkörper (A-E) mit ihren Toren (T1-4). Die Wälle C und D sowie die Tore T3 und T4 sind eisenzeitlich. Der Waldweg W wird allgemein Warsteiner Weg genannt.
(Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler auf Grundlage Geobasisdaten NRW©).
Drei Ansichten einer eisernen Tüllenhacke vom Loermund
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Vergleichsstück keltischer Scheibenhalsring, Grabbeigabe aus Kehl am Rhein, Durchmesser ca. 15cm, Bronze, Einlegearbeit Koralle
(Foto: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg/Manuela Schreiner)
Bruchstück eine Hohlbuckelarmrings vom Loermund in mehreren Ansichten. Die bronzenen Buckel wurden über einem Eisenblechring gegossen
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Bruchstück eines bronzenen Scheibenhalsringes vom Loermund in mehreren Ansichten. Die Schmuckscheibe ist verloren und nur noch ihre Hinterfütterung aus Holz erhalten
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Drei Ansichten einer eisernen Tüllenaxt vom Loermund
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Übersichtskarte des Loermundes auf Grundlage des Digitalen Geländemodells. Hierbei ist das Relief in Grau dargestellt und die Vegetation weggerechnet. Man erkennt den Kreuzweg (weiß gestrichelt), die Kapelle (grün), die Ausgrabungsflächen Anfang des 20. Jahrhunderts (rot, 1-6) (A. Hartmann 1903/06) sowie die verschiedenen Wallkörper (A-E) mit ihren Toren (T1-4). Die Wälle C und D sowie die Tore T3 und T4 sind eisenzeitlich. Der Waldweg W wird allgemein Warsteiner Weg genannt.
(Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Zeiler auf Grundlage Geobasisdaten NRW©).
Drei Ansichten einer eisernen Tüllenhacke vom Loermund
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Vergleichsstück keltischer Scheibenhalsring, Grabbeigabe aus Kehl am Rhein, Durchmesser ca. 15cm, Bronze, Einlegearbeit Koralle
(Foto: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg/Manuela Schreiner)
Bruchstück eine Hohlbuckelarmrings vom Loermund in mehreren Ansichten. Die bronzenen Buckel wurden über einem Eisenblechring gegossen
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Bruchstück eines bronzenen Scheibenhalsringes vom Loermund in mehreren Ansichten. Die Schmuckscheibe ist verloren und nur noch ihre Hinterfütterung aus Holz erhalten
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).
Drei Ansichten einer eisernen Tüllenaxt vom Loermund
(Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/T. Poggel).